Wer ist Manuel Jorge de Oliveira?
Manuel Jorge Martins de Oliveira wird im Februar 1959 im portugiesischen Azambuja auf dem großen Lusitanogestüt Ortigão Costa geboren. Er reitet seit seinem sechsten Lebensjahr. Schon früh keimt in ihm der Wunsch, Stierkampfreiter zu werden. Trotzdem beendet er die Schule mit dem Abitur. Er wird zum berühmtesten und erfolgreichsten Stierkampfreiter seiner Zeit, gefeiert in Portugal, Spanien und Frankreich. Doch Ruhm und Erfolg erfüllen ihn nicht – im Gegenteil, er fühlt sich bald leer und ausgelaugt.
Durch vier Jahre des intensiven Austausches mit Nuno Oliveira, von 1985 bis zu dessen Tod 1989, beginnt er innerlich zu wachsen und zu gedeihen. Er entdeckt die Menschlichkeit in sich. Die Reiterei beginnt sich zu entwickeln – sein Verhältnis zu den Pferden verändert sich.
Zu seinem außergewöhnlichen Talent für die Reitkunst kommt sein großes Wissen über das Wesen der Pferde. Von seinem Vater hat Manuel Jorge den Sinn für die Pferdegenealogie geerbt, was seit 1981 seiner Lusitano-Zucht mit Stuten und Hengsten aus der Veiga- und der Andrade-Blutlinie zugutekommt. In den Adern seiner Pferde fließt das Blut so hoch angesehener Pferde wie Novilheiro.
Manuel Jorge beendet seine Stierkampfkarriere am 21. Juni 2013 in Cartaxo, Portugal vor mehreren tausend Menschen. In 44 aktiven Jahren in der Arena mit unzähligen Unfällen und ebenso unzähligen gewaltigen Momenten war vor allem eines entscheidend:
Die intensive Verbindung zum Pferd (Manuel Jorge de Oliveira)
Mein erster Unterricht bei Manuel Jorge de Oliveira
Im Februar 2014 fand unsere erste Unterrichtseinheit in Halbergmoos in dem Stall von Eva Zeilhofer statt. Sie verfügt über eine Halle.
Obwohl wir im Vorfeld zweimal mit dem Hänger zur Halle gefahren und dort geritten sind war Veneroso extrem nervös, als wir in die Halle kamen. Da der Kurs im hinteren Teil der Halle stattfand konnte ich Veneroso im vorderen Teil schon mal ablongieren.
Schwierigkeiten mit dem nervösen Veneroso
Er war kaum zu bändigen, stand vollkommen neben sich.
Na das kann heiter werden, dachte ich und zog meinen Rückenprotektor an und meinen Helm auf. Das wiederum bemerkte Manuel und fragte Frau Sonntag (WuSon) irritiert, was ich da machte.
Und dann waren wir dran. Manuel bat mich aufzusteigen und doch mal zu zeigen, was wir so können. Ups!
Alle anderen Teilnehmer sollten mit der Arbeit an der Hand beginnen und ausgerechnet ich soll vorreiten?
Aber gut, ich stieg auf und Veneroso schoss wie erwartet los, völlig kopflos und panisch.
Dieser erste Eindruck reichte Manuel völlig und ich durfte sofort wieder absteigen.
Manuel arbeitet Veneroso an der Hand
Manuel arbeitete Veneroso intensiv an der Hand. Er ließ ihn immer wieder übertreten und gönnte ihm zwischendurch kleine Pausen.
Anfangs befürchtete er, dass Veneroso Probleme mit seinem linken Hinterbein hätte. Dies erwies sich aber, Gott sei Dank, als nicht richtig. Er piaffierte Veneroso sogar an und meinte, wenn er Schmerzen hätte, würde er bei dieser Lektion in die Luft gehen.
- Gerte weg, Beine weg, Zügel kurz!
- In den nächsten Wochen nur Schritt und Trab und Kommandos nur über die Stimme!
- Don’t use left rein! Veneroso habe mit seiner gesamten linken Seite erhebliche Probleme, deshalb auf der linken Hand mehr über den rechten Zügel reiten.
- Niemals Ho sagen, sondern eher pfeifen, um zu beruhigen. Ho sei das Startsignal für Veneroso, Gas zu geben.
Überrascht stellte ich fest, dass Veneroso deutlich ruhiger wurde und sogar an den Zuschauern vorbei ging ohne zu spinnen.
Wir ritten einige Volten, vor allem in den Ecken – Ecke ausreiten ist so ziemlich das erste, worauf Manuel achtet. Do the Corner! Das hatten wir zuhause häufig geübt und so gab es keine Kritik.
Durch die Länge der Bahn, Zirkel, Zügel aus der Hand kauen lassen, loben. Das alles im Schritt und Trab.
Ich war sehr zufrieden und glücklich über die Entwicklung von Veneroso und mir in dieser Stunde.
Einige Spötter belächelten, dass ich bei einem so großen Reitmeister Unterricht nahm bei unserem niedrigen Ausbildungsstand, doch:
Unterricht bei Manuel, das war genau die richtige Entscheidung!
Ich kann nur sagen, dass es für uns genau die richtige Entscheidung war! Dass das Umsetzen dieser wenigen an sich ja einfachen Anleitungen zum Durchbruch unserer gemeinsamen positiven Entwicklung führte zeigte sich dann sehr schnell daheim auf dem Platz.
Kurze Zügel:
ich ritt Veneroso vorher eher am langen Zügel, da er sich doch immer so einrollte und wäre niemals darauf gekommen, ihn an so kurzem Zügeln zu reiten. Doch offensichtlich brauchte er diese ’straffe Führung‘ zum jetzigen Zeitpunkt.
Und auch dieses bewusste: Beine weg!
Erstens nahm es den Druck von Veneroso und zweitens verhinderte es ein Klemmen durch mich.
Erstmal nur Schritt und Trab: das machte es mir einfacher für die nächste Zukunft. Veneroso war noch nicht besonders gut bemuskelt und mit der Balance war es auch nicht weit her. Natürlich hatte ich schon versucht zu galoppieren auf dem Platz, doch es war eher Rodeo und Durchgehen. Also erstmal durchschnaufen und sich voll und ganz den beiden anderen Gangarten widmen.
Kommandos nur über Stimme: das gelang uns schon ganz gut, da wir ja ganz viel Bodenarbeit gemacht hatten und Veneroso die Kommandos gut kannte und auch befolgte.
In den Wochen danach hielt ich mich konsequent an diese Anweisungen und stellte fest, dass ich Veneroso viel besser im Griff hatte. Es kam mir so vor, als ob er diese Führung mit den sehr kurzen Zügeln brauchte, als würde es ihm Sicherheit vermitteln.
Bis zur nächsten Stunde bei Manuel arbeiteten wir intensiv mit Christina Wunderlich.
Im März die zweite Stunde bei Manuel
Im März war das Wetter okay und Manuel kam zu uns an den Offenstall. Das war wirklich phantastisch: wir mussten nicht nach Halbergmoos in die Halle!
Zuallererst fragte Manuel mich, wie es in den letzten Wochen mit Veneroso geklappt hat. Voller Freude konnte ich ihm über unsere Fortschritte berichten. Veneroso ist deutlich ruhiger geworden unterm Sattel. Manuels Tipps hatten sich alle als umsetzbar und förderlich für unsere gemeinsame Entwicklung erwiesen.
Manuel ließ Veneroso zu Beginn der Stunde übertreten.
Unser erster Galopp
Das wurde eine wirklich anstrengende Stunde!
Wesentliche Inhalte dieser Stunde:
1. Weg vom kurzen Zügel
2. Galopp
3. Übergänge
Als Manuel sagte: and now Galopp! dachte ich, ich falle vor Schreck vom Pferd. Lauthals versuchte ich ihm zu erklären, dass das mit dem Galopp noch nicht unser Ding sei. Doch das interessierte Manuel nicht, er schien etwas ungehalten über meine Einwände.
Don’t do this!
Also versuchte ich Veneroso anzugaloppieren, was auch ganz gut gelang, da er ja wunderbar auf Stimmkommandos hört.
Doch ich hielt mich vorne im Sattel fest, da ich Angst hatte, dass Veneroso buckelt.
Als Manuel das sah, schrie er: Don’t do this! Doch es war ein ganz automatischer Griff, ich fühte mich so einfach sicherer. Mit der Zeit hat das ganz von selber wieder aufgehört.
Im Mai dann die 3. Stunde bei Manuel
Inhalt dieser Stunde waren die Übergänge. Schritt-Trab, Schritt-Galopp, Trab-Galopp und umgekehrt. Das war sehr anstrengend und am Ende der Stunde waren wir beide richtig geschafft. Veneroso und ich waren regelrecht schwindelig geritten.
Wie es in den Monaten zwischen den Unterrichtstunden weiter ging lest ihr hier: Christina Wunderlich