Reiten – unsere Anfänge

Reitversuche September 2013Erste Reitversuche im September 2013

Reiten auf dem Reitplatz

Veneroso war nun mehr als 2 Monate bei mir und so entschloß ich mich im September, nachdem er auch etwas zugenommen hatte, mit dem Reiten zu beginnen.

Problempferd Veneroso

Sehr schnell zeigte sich, dass wir erhebliche Probleme zu bewältigen hatten.
Veneroso hatte Panik unterm Sattel. Er war extrem zappelig, nervös und unter Druck. Das Gebiss machte ihn wahnsinnig, er rollte sich ein, wehrte sich gegen jegliche Schenkelhilfe, schlug Haken, legte sich aufs Gebiss, ging durch – also alles, was das Reiterherz so begehrt!
An einfach mal ruhig stehen bleiben war garnicht zu denken.
Heute, rückblickend, muss ich feststellen, dass es ein Wunder war, dass ich nicht runtergefallen bin in dieser Zeit.
Ich denke so oft darüber nach und frage mich, was er wohl für schlechte Erfahrungen gemacht hat in der Vergangenheit, die ihn so ausflippen lassen.

Kein Vertrauen zum Menschen

Das Vertrauen zum Menschen hatte er völlig verloren –  hatte er es je?
Schade, dass Veneroso nicht reden kann und ich leider auch seine Vorbesitzer nicht befragen kann über seine Vergangenheit.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Veneroso in Spanien mit viel Härte, Druck und Strafe angeritten wurde. Das beweisen auch die Serretaspuren auf seiner Nase.
Wahrscheinlich so im Alter von 5 Jahren wurde er nach Holland verbracht, gelegt und an eine Familie verkauft, deren halbwüchsige Tochter ihn haben wollte. Nach kurzer Zeit hat sie das Interesse an ihm verloren und er stand anderthalb Jahre nur rum. Ich glaube zu wissen, warum sie sich nicht mehr mit ihm beschäftigt hat.

Angst bei Pferd und Reiter

Ich vermute, sie hatte Angst vor ihm. Und das ist ein Teufelskreis: Veneroso merkt, dass er mit seinem Verhalten seiner Reiterin Angst machten kann mit dem Ergebnis, dass sie ihn dann in Ruhe lässt. Somit erlerntes Verhalten, das Erfolg bringt. Seine Angst, gepaart mit der Angst seiner Reiterin, das kann natürlich nichts werden.
Und genau das hat er auch mit mir versucht. Und ich muss gestehen, auch ich hatte Angst! Doch ich habe nicht aufgegeben und bin, wie schon erwähnt, in dieser Phase zum Glück nicht runtergefallen!

Geduld und Zeit

Ich habe uns einfach viel Zeit gegeben und mit viel Geduld, Ruhe, den richtigen Trainern und vor allem der Liebe zu meinem ersten eigenen Pferd habe ich erreicht, dass Veneroso mittlerweile reitbar ist und vor allem wirklich Spaß hat an der Arbeit unter dem Sattel.
Auch einige interessante Bücher haben mir sehr geholfen beim Training mit Veneroso. So zum Beispiel auch dieses:

 

Er ist richtig bei der Sache und freut sich mit mir über jeden kleinen Erfolg. Er ist so ein lustiger Kerl geworden, immer zu Späßen aufgelegt und sehr aufgeweckt.
Mehr darüber, wie wir uns zusammen weiterentwickelt haben könnt ihr auf der Seite Ausbildung/Ausbilder lesen.

Maria Hilf Riemen – Halsring

Vertrauensbildende Maßnahme: Um locker zu bleiben und nicht gleich vom Pferd zu fallen bei einem seiner Ausraster begann ich Veneroso zusätzlich zur Trense mit Halsring zu reiten, da meine diversen Sättel leider nicht über den Maria-Hilf-Riemen verfügten.
Außerdem erwies sich der Halsring auch als prima Hilfe, um Veneroso nicht permanent im Maul zu reißen.
Mittels Halsring gelang es mir, Veneroso zum Halten oder auch zum langsamer werden zu bringen.

Reiten im Gelände

Veneroso und Benni im Bach Veneroso und Benni im Bach

Sehr bald ging ich mit Veneroso auch ins Gelände, wobei mich manch eine meiner Reitkolleginnen für verrückt erklärte:
mit diesem durchgeknallten Pferd ins Gelände zu gehen sei ja reiner Selbstmord.
Eines wußte ich: Veneroso ist kein Angsthase. Ich bin oft mit ihm am Führstrick im Gelände spazieren gegangen und er zeigte sich sehr neugierig, manchmal vorsichtig, aber nicht scheu und ängstlich.
Und so zeigte er sich auch bei unseren ersten Ausritten. Kein Vergleich dazu, wie er sich auf dem Platz präsentierte, im Gelände wesentlich gelassener und entspannter.

Schreckmomente

Doch natürlich kam es auch hier zu Schreckmomenten:
seine legendären Media Vueltas völlig ohne Ansage, aus dem Schritt auf einer Straße und auch aus Trab und Galopp irgendwo auf einer Wiese oder einem Feld.
Er drehte sich um 180 Grad auf der Hinterhand und raste los, meistens in Richtung Stall.
Zum Glück ritt ich auch hier mit Halsring und konnte Veneroso damit doch immer wieder irgendwie ausbremsen.

Equipment überprüfen

Da sich dieses Verhalten langsam aufbaute, immer mehr eskalierte und nach pferdeosteopathischer Behandlung wieder verschwand, bin ich mir sehr sicher, dass u.a. schlecht sitzende Sättel dazu geführt haben.
Veneroso ist sehr sensibel und zeigt sein Unbehagen schnell und deutlich an – Gott sei Dank!

Über meine Suche nach dem richtigen Sattel könnt ihr hier lesen: Sattelsuche

Und ganz sicher kam für ihn hinzu, dass er noch nicht stark genug war, körperlich und auch seelisch, um in all den Situationen gelassen zu bleiben.

Kimblewick

Auf Anraten einer Reitfreundin reite ich Veneroso seit langem im Gelände auf Kimblewick (Springkandare).

Sollte Veneroso seinen Kopf hochreissen und durchgehen wollen, habe ich hiermit eine bessere Einwirkung. Aber er tut es nicht mehr und ich reite mittlerweile sehr entspannt, meist sogar am langen Zügel, durchs Gelände.
Über meine Suche nach dem richtigen Gebiss könnt ihr hier lesen: Welches Gebiss

Reitunterricht

Reitunterricht bekam ich in der Zeit von September bis Januar regelmäßig von Renate, der Stallbesitzerin.
Auch heute noch freue ich mich immer wieder auf und über eine abwechslungsreiche Stunde mit ihr. Sie und auch die Stallkolleginnen haben mir in den ersten Monaten sehr geholfen, denn ich hatte ja Millionen Fragen und viele Unsicherheiten.
Sie standen mir alle immer bereitwillig mit Rat und auch Tat zur Seite.

 

In einer Cavallo 2013 lag ein kleines Übungsheftchen nach Claus Penquitt bei. Das Heftchen war und ist sehr hilfreich für mich, da es wunderbare Anregungen und Übungen gibt für die Gymnastizierung des Pferdes. So kann ich unser tägliches Training immer wieder abwechslungsreich gestalten und damit die Motivation von Veneroso aufrechterhalten und fördern.

Ich hatte viel zu lernen! Ich lernte auch, dass ich mit meinem Pferd meinen eigenen klaren Weg gehen muss und dass ich mich nicht durcheinander bringen lassen darf von vielen verschiedenen guten Ratschlägen.