Verladetraining mit meinem Pferd Veneroso
Warum es so wichtig, dass sich dein Pferd anständig verladen lässt
- Du musst dein Pferd schnell in eine Klinik fahren, z.B. wegen einer Kolik oder einer Verletzung
- Du möchtest dein Pferd umziehen in einen anderen Stall
- Du möchtest gerne an einem Reitkurs an einem anderen Stall teilnehmen
- Du möchtest an einem Turnier teilnehmen
- Du möchtest mit Reiterfreunden einen Ausflug in ein schönes Ausreitgebiet machen
Worauf solltest du beim Verladen achten
- Ganz wichtig: Zeit nehmen!
- Ruhe und Geduld
- Loben
- Karotten oder Leckerli parat haben
- eventuell auch Futter anbieten
Was solltest Du möglichst vermeiden
- Zeitmangel
- Druck und Gewalt ausüben
- Stress aufkommen lassen
Zum Thema Pferde verladen habe ich im Internet nach Unterstützung gesucht und in diesen beiden Artikeln einige Tipps und Antworten zu meinen Fragen gefunden:
Lesetipp 1: Pferd verladen und transportieren
Lesetipp 2: Pferde richtig verladen
Tipp 3: Für alle Schweizer Pferdebesitzer sehr interessant, die Verladeprobleme mit ihren Pferden haben: Verladeschule
Mein Erfahrungsbericht: Probleme beim Verladen
Kein Pferd ist wie das andere!
Ich beschreibe hier die Methode, die aus meiner Sicht für mein Pferd die beste ist.
Ich befürchte, es gibt kein Patentrezept, welches auf alle Pferdetypen- und Charaktere anwendbar ist.
Das eine braucht mehr Dominanz, das andere mehr treibende Hilfen, viele gehen sowieso ohne Probleme auf den Hänger.
Aber vielleicht gibt meine kleine Geschichte dir den ein oder anderen Tipp, wie du es einmal ausprobieren könntest.
Es ist schon seltsam:
Anfangs ließ sich Veneroso wunderbar verladen. Er ging ohne zu Zögern mit mir in den Hänger, ließ sich anbinden, Klappe zu und los ging’s.
Seit letztem Herbst hat sich das schlagartig geändert.
Die Stallgemeinschaft machte sich auf zu einem Wanderritt ins schöne Altmühltal. Die Hinfahrt gestaltete sich noch absolut problemlos, Veneroso marschierte geradewegs in den Hänger und wir starteten. Erstmals fuhr die Araberstute Bushra neben ihm im Hänger mit. Sie ist recht nervös im Hänger, schwitzt stark.
Ob das der Grund war, warum er sich bei der Abfahrt vom Altmühltal nach Hause plötzlich nicht mehr verladen ließ?
Wir waren alle ziemlich überrascht, dass er nicht einsteigen wollte und es hat eine ganze Weile gedauert, bis er endlich drin war.
Von Mal zu Mal steigerte er sich mehr in ein Nicht-Einsteigen-Wollen hinein.
Verladetraining
Da ich in diesem Jahr an einigen Working Equitation – und Dressurkursen teilnehmen möchte (Rolf Janzen, Manolo Oliva) und wir außerdem im Herbst wieder zu einem Wanderritt aufbrechen werden (Chiemsee) habe ich vor ca. 3 Wochen mit dem Hängertraining mit Veneroso begonnen.
Wir haben leider momentan keinen eigenen Hänger am Stall, von daher lieh ich mir an den letzten 3 Wochenenden einen Böckmann-Hänger beim Pferdeanhängerverleih Stobl in Freising (sehr netter, hilfsbereiter Familienbetrieb mit modernsten Hängern in 1A-Zustand).
Wochenende 1
Veneroso wollte nicht einstiegen, also versuche ich es mit Helfern, Gerte, seitliche Abgrenzung durch Longe, Longe hinter Veneroso herum geführt und ziehen, Kappzaum, Druck – also das ganze Programm.
Nach mindestens einer Stunde war er endlich drin, allerdings total genervt und gestresst. Ich auch…
Am nächsten Tag das ganze Theater von neuem, doch dieses mal ohne Erfolg. Ich brach die Aktion mit Helfern und Druck ab, völlig gestresst und den Tränen nah.
Veneroso reagiert auf Druck und Stress einfach immer extrem panisch – er ist sehr auf mich fixiert und reagiert immer noch ziemlich misstrauisch auf andere Personen.
Verladen ohne Druck
Nun begann ich es auf meine Art, nur mit Halfter und Strick und mit seinem Lieblingsfutter.
Wir haben so unser Ritual
Wenn ich ihn zum Putzen hole, bekommt er immer eine Handvoll Müsli und nach getaner Arbeit seine Karotten.
Dieses Ritual wollte ich mir zunutze machen beim Hängertraining und so führte ich ihn sowohl vor als auch nach dem Reiten oder der Bodenarbeit erst einmal zum Hänger, wo der Futtereimer bereits auf ihn wartete.
Zuerst stellte ich die Zwischenwand auf die Seite in der Hoffnung, dass er sich damit wohler fühlt.
Mit unendlicher Geduld, viel Lob und in ganz kleinen Schritten konnte ich Veneroso dazu bewegen, immer weiter in den Hänger hinein zu gehen.
Ich wollte ihm das Gefühl vermitteln, dass der Hänger ein angenehmer Ort ist, in dem man in aller Ruhe fressen kann.
Ich beendete dann am Sonntag das Training mit dem Erfolg, dass er zumindest über die Rampe hinein ging und ein wenig fraß.
Wochenende 2
Wieder trainierte ich mit Veneroso ohne Helfer, mit Ruhe, Geduld und Zeit. Ich ließ die Trennwand in der Mitte stehen.
Eine Freundin gab mir den Tipp, einen längeren Führstrick zu nehmen, so kann er zurück gehen ohne dass ich immer mit raus muss. Das war ein wirklich sehr hilfreicher Tipp!
Es klappte schon viel besser. Er zögerte zwar und blieb eine Weile auf der Rampe stehen, doch dann ging er Schritt für Schritt weiter hinein und schlussendlich stand er richtig drin und fraß.
Zwischendurch ging er immer wieder rückwärts, doch durch den langen Strick gab es kein Ziehen und Zerren mehr und er wurde zusehends entspannter und blieb immer länger ruhig stehen um zu fressen.
Ich war sehr glücklich und stolz über diesen Erfolg.
Wochenende 3
Dieses Wochenende dann haben wir es endlich geschafft!
Am Freitagabend habe ich ihn im Hänger gefüttert, jedoch die Stange noch nicht eingehängt.
Am Samstag dann habe ich es geschafft – alleine! – die Stange hinter ihm zu schließen und ihn anzubinden! Er versuchte immer wieder rückwärts zu gehen und drückte mit seinem Hintern leicht gegen die Stange, doch er blieb ruhig.
Wow, das war ein erhebendes Gefühl!
Und am Sonntag dann Stange hin, anbinden und Klappe zu!
Ich stellte mich zu ihm und sprach mit ihm und er fraß in Ruhe aus seinem Eimer. Dann wieder Klappe auf, losbinden, Stange runter und langsam rückwärts raus – alles alleine!
Phantastisch, wir haben es geschafft!
Und ich bin autark und kann ohne Helfer mein Pferd ein- und ausladen!
Nun kann es Ende März losgehen zu meinem ersten Working Equitation Kurs in diesem Jahr!
Wie sind deine Erfahrungen mit dem Verladen deines Pferdes und wie trainierst du das Verladen?
Hejhej,
Ich hatte das Problem als wir Stall gewechselt haben. von der Vorbesitzerin in den neuen Stall sind wir einfach rüber gelaufen, das waren nur 20 min. Als wir dann aber ein Stück weiter weg gezogen sind, und Filius gerade erst wieder lahmfrei (nach einer Hufprellung) war, ging das Üben los. Zur Vorbesitzerin hat es 2 Tage gedauert bis er in den Hänger ist.
Deshlab haben wir kräftig geübt, bis es mit ein wenig locken und einigen Möhren ging. Mit Druck ging bei ihm gar nicht, weshalb wir es auch über das Futter probiert haben. Dann hatte ich es einmal probiert da ging dann gar nichts mehr und anschließend fehöte mir der Hängerführerschein. Letzten Herbst habe ich dann wieder angefangen, genauso wie du ohne Druck. Ich habe dann recht schnell festgestellt, das wenn ich die Bruststange aufmache und ihm das Futter vorne auf den Boden stelle, er in ruhe frisst und ich hintergehen kann die Stange zumachen. Was ich aber erst nach vielen Malen üben gemacht habe. Vor einigen wochen wollten nun welche zum Ausreiten woanders hinfahren und der Hänger stand auf dem Hof. Da habe ich es dann mal wieder ausprobiert und er ging einwandfrei rein und ich konnte sowohl Stange als auch Klappe schließen und das ohne Probleme und Stress. So habe ich mir das vorgestellt.
Hallo Sophia, vielen Dank für Deinen Bericht! Super, dass es so gut klappt mittlerweile!
Liebe Grüße, Claudia
Hallo Claudia,
toll, dass ihr es geschafft habt! So wäre bitte vor einiger Zeit auch mein Herangehensweise gewesen.
Hast Du keine Bedenken, dass er unter Stress oder wenn er keinen Hunger hat, eventuell wieder nicht auf den Hunger gehen wird, wenn das die “Motivatoren“ sind? Oder planst Du, das zu entkoppeln?
Meine Erfahrung mit Beninjo war nämlich genau diese und wir mussten es letztendlich schaffen, dass er “für uns“ und nicht “fürs Futter“ rein ging. Das ging auch, allerdings zu Beginn nicht ganz ohne ein bisschen Druck.
Ich hoffe, die Frage war verständlich …
Viele Grüße und wir freuen uns auf ein Wiedersehen. Bin letzte Woche das erste mal wieder im Sattel gewesen und bin in Zukunft häufiger in Goldach im Stall *freu*
Moni
Hallo Moni,
danke für deinen Kommentar!
Ich lasse das alles auf mich zu kommen und hoffe und bin sehr zuversichtlich, dass wir das auch unter anderen Umständen hin bekommen. Durch mein Ritual, zu Beginn und am Ende unserer gemeinsamen Zeit etwas zu füttern ist er da schon sehr fixiert darauf und ich wünsche mir, dass das so bleibt, auch im Stress.
Zu Beginn unseres Trainings war er nicht in der Lage, im Hänger zu fressen…., das war Stress! Vielleicht sieht er den Hänger nun als Futterplatz an… wir werden sehen!
Toll, dass du endlich wieder im Sattel sitzt! Freue mich für dich!
LG, Claudia